Alle 27 Jahre erwacht das pure Böse und tyrannisiert die Bewohner der Kleinstadt Derry, indem es die Gestalt der größten Ängste der Opfer annimmt. Dieses Es, das von keinem geringeren als Horror-Meister Stephen King erschaffen wurde, wurde schon 1990 in einem zweiteiligen Fernsehfilm zum Leben erweckt. Nun, über ein Vierteljahrhundert später, kehrt Es zurück und verbreitet seinen brutalen Schrecken auf der großen Leinwand. Ob der Regisseur Andrés Muschetti den hohen Erwartungen alteingesessener Es-Fans mit dem Streifen gerecht wird, erfahrt ihr jetzt.
Alle Jahre wieder
In der Kleinstadt Derry kommt es immer wieder zu Vermisstenmeldungen von jungen Kindern. Weder die Bevölkerung noch die örtliche Polizei haben irgendwelche Hinweise auf den Täter. Als dann der junge Georgie Denbrough beim Spielen im Regen von einem Clown, der sich ihm als Pennywise vorstellt, angegriffen und entführt wird, beginnt sein Bruder Bill sich mit Experimenten in den Abwasserkanälen auseinanderzusetzen. Sein Gedanke: Georgie ist in die Kanalisation gefallen und wartet irgendwo auf seine Hilfe. Zusammen mit seinen Freunden Stanley, Richie und Eddie wollen sie sich in den Sommerferien in das Abwassersystem der Stadt begeben und nach dem verlorenen Jungen suchen. Allerdings ahnen sie nichts von dem Bösen, dass sein Unwesen in den Tunneln treibt. Ein brutles Katz- und Maus-Spiel beginnt, bei dem sich die Frage stellt: Kann das pure Böse überhaupt getötet werden?
Clowns – Creepy as fuck
Schon in der TV-Verfilmung von 1990 hat das Publikum die morbide Natur von Pennywise kennengelernt. Um dem Publikum das Fürchten zu lehren, musste hier jedoch der Schrecken und die Brutalität des Clowns auf ein zeitgemäßes Niveau gehoben werden, was den Verantwortlichen mehr als gut gelungen ist. Allein nach dem ersten Auftritt des geschminkten Mörders haben wir derart große Augen gemacht, dass wir uns gar nicht erst wagten vorzustellen, welche Gräueltat er als nächstes anstellt. Die Darstellung des Pennywise ist morbide, grotesk, absolut wahnsinnig und auf eine verstörende Art auch ein wenig lustig. Zwar hätten dem Film weniger Jumpscares deutlich besser getan, doch im Endeffekt fühlten wir uns wie wehrlose Kinder im Kampf gegen ein übernatürliches Monster.
Der Club der Verlierer
Die sieben Kids, die im Laufe des Films aufeinandertreffen und sich verbünden, quälen sich alle durch ein eher mieses soziales Umfeld. So muss sich Eddie mit seiner pingeligen und etwas zurückgebliebenen Mutter herumschlagen, der Einzelgänger Ben wird von seinen Peinigern körperlich verwundet. In der Schule sind alle Kinder Außenseiter, doch das Leben als solcher muss nicht zwingend einsam machen. Vielmehr finden sich die Kinder durch diese Gemeinsamkeit verbunden und gründen den Club der Verlierer, der es auf Pennywise absieht.
Bill & The Kids
Schauspielerisch leisten die Jungdarsteller einiges. Schließlich trägt uns der Club der Verlierer durch den Film und lässt uns in die schutzlose Position eines der Mitglieder fallen. Außer Finn Wolfhard, dessen nerdige Darstellung man schon aus Stranger Things kennen dürfte, begegnen dem Zuschauer vor allem bisher unbekannte Gesichter auf der Leinwand. Neben den jungen Burschen und dem einzigen Mädel des Clubs reißt aber natürlich einer die Show an sich: Pennywise beziehungsweise Bill Skarsgård, der ohne Make-Up genauso verstörende Blicke aufsetzen kann, wie mit. Allein sein subtil-verstörender Ausdruck sorgt dafür, dass sich das Bild des mordlustigen Hampelmanns ins euer Hirn brennt. Wenn Bill Skarsgård jemals eine Frau finden möchte, die neben ihm in einem Bett schläft, sollte er wohl verhindern, dass sie diesen Streifen zu Gesicht bekommt.
Fazit
Pennywise ist eine der bekanntesten Horrorfiguren der Filmgeschichte, weshalb die Verkörperung des dämonischen Clowns wohl kein leichtes Unterfangen gewesen sein dürfte. Allerdings hat man es geschafft den Schrecken vergangener Tage in ein neues Gewand zu wickeln und eine düstere und atmosphärische Welt zu schaffen, in der man das Gefühl bekommt absolut wehrlos zu sein. Schön schaurig in Szene gesetzt, abscheulich gut gespielt und ein guter Start für einen kommenden Nachfolger. Da lässt sich selbst die fahrige Überdosis an Jumpscares verkraften. Für Horror-Fans ist Stephen Kings Es ein absolutes Muss.