Modern Up- & Downcycling Der letzte Schrei wird nachhaltig sein

Den Gelben Sack zum Recyceln von Plastik und Kunststoffen kennt jeder, genauso wie die Funktion des Kleidercontainers an der nächsten Straßenecke. In bestimmten Verfahren werden beim Recyceln wiederverwertbare Abfälle aufbereitet und in neue Rohstoffe umgewandeltJedes Produkt kann als Rohstoffmaterial genutzt werden. Der ökologische Fußabdruck von Materialien reduziert sich nur, solange ihr Lebenszyklus anhält. Am Ende des Kreislaufs folgt die Entsorgung. Doch ein noch nachhaltigerer Trend geht mittlerweile um die Welt und macht auch vor der Modeszene nicht halt. Der Begriff des Up- & Downcyclings wird vom umweltschützenden Prinzip des müllwiederverwertenden Recyclings abgeleitet. Beim Upcycling von Vintage- oder Second-Hand-Kleidung werden in der Modeszene gebrauchte Kleidungsstücke oder Gegenstände wie Accessoires von Designern qualitativ aufgewertet, beim Downcycling hingegen abgemindert. Mit Hilfe dieser Wiederaufbereitung und Weiterverwendung von Mode wird die Müllmenge reduziert und Energie eingespart. Man sollte also gebrauchte Kleidungsstücke wie das eigene letzte Hemd nicht nur wegen kleinen Rissen oder Löchern einfach direkt in den Kleidercontainer werfen, sondern als Second-Hand-Mode in geupcycelter Version probieren weiterzuverwenden. Welch reine Verschwendung von natürlichen Ressourcen, Materialien und Stoffen dies sonst verursachen würde!

Aus Alt mach Neu

Aus verschiedensten Materialien, die sonst im Müll landen, werden nach genauer Anleitung praktische Gegenstände hergestellt. In Entwicklungsländern werden beispielsweise aus buntem Tetra-Pak und Segelstoffen Taschen für Laptops genäht. Aus Autoreifen werden Flip-Flops zusammengeschustert. Plastikflaschen dienen zur Abdeckung ganzer Häuser. Vinyl-Schallplatten werden zu Uhren umfunktioniert und Fahrradreifen zu Gürteln verarbeitet. Viele Einzelteile von Gebrauchsgegenständen können in einem ganz innovativen Design neu zusammengesetzt, -geklebt, überbearbeitet, restauriert oder umgenäht werden. In jedem Schrank befinden sich Kleidungsstücke, alte Taschen oder Schuhe, die ein neues Design gut gebrauchen könnten. Aus gebrauchten Einzelstücken zusammengeschneidert und mit Stickereien verziert, wird gebrauchten Kleidungsstücken ein einzigartiger Vintage-Look verliehen. Aus alltäglichem Plastikmüll lassen sich innovative Mode oder neue Möbel kreieren. Alltäglich gewordenen Gegebenheiten kann so ein frischer Anstrich verpasst werden. Sei es das etwas in die Jahre gekommene Mobiliar oder die zu renovierende Altbauwohnung. Es ist überhaupt nicht notwendig, eine alte Kommode aus edlen Hölzern nur wegen des nächsten Umzugs als Sperrmüll abholen zu lassen. Der Vintage-Trend tendiert dazu, Mobiliar zu restaurieren, indem dessen Oberfläche neu lackiert oder vorher abgeschliffen wird. Ob Leuchten, Sessel, Stühle, Kommoden, Musikinstrumente oder Kinderspielzeug, alles ist upcycelbar. 

Old, but Gold

Auch der geschichtliche Hintergrund weist kreative Handlungskonzepte auf. In der Nachkriegszeit wurden aus altem Kriegsmaterial Kinderspielzeuge wie Pfeifen, Jo-Jos oder Kaleidoskope hergestellt. Im Kommunismus des DDR-Regimes hatte man nur wenige vollständige Paar Schuhe im Wandschrank stehen, oft einzeln und mit deutlichen Gebrauchsspuren. Noch lange kein Grund alles direkt über Bord zu schmeißen, denn es gab einfach keine Möglichkeit zum ständigen Neukauf, nur wegen ein paar Löchern im Haushalt. Ist der Absatz eventuell nur am Schuh abgebrochen oder in der freien Marktwirtschaft schon längst eingebrochen? Das wäre noch lange kein ökonomischer Weltuntergang. Allzweckkleber kann zwar viel mehr im Alltag reparieren als er vermuten lässt, aber ein Allheilmittel ist er schließlich noch lange nicht. Man muss sich nur zu helfen wissen und nicht gleich verzagen, wenn mal etwas zu Bruch gehen sollte. Wenn etwas kaputtgeht, schimmelt oder veraltet erscheint, wird es instinktiv direkt in den Müll geworfen, ohne zu reflektieren, ob es nicht doch noch eventuell repariert, restauriert oder von jemand Bedürftigem gebraucht werden könnte. Oft genug bekam man von Oma zu hören: „Das kannst du doch nicht einfach so wegschmeißen, das ist doch noch gut!“

Unsere Konsumgesellschaft

Heutzutage machen es uns viele Internetwarenhäuser ohne schlechtes Gewissen vor und vernichten alle zurückgesandten, angeblich nicht mehr kompatiblen Waren aus Selektionsgründen. Was für eine surreal erscheinende Verschwendung von natürlichen Ressourcen! In Entwicklungsländern landen ganze Abfallberge auf riesigen Mülldeponien oder direkt in den mit Plastikmüll überfluteten Weltmeeren. Wie die moderne Form einer alltäglichen Abrissbirne zerreißen und entsorgen wir Plastikverpackungen, ohne zu reflektieren, was wir mit diesen Müllbergen eigentlich unserer Umwelt antun. Wie schon im grimmschen Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ den Kindern vermittelt wird, leben wir immer noch ganz selbstverständlich unsere Wegwerfmentalität in einer allgegenwärtigen Konsumgesellschaft aus. Heutzutage werden jedoch sogar in den Königshäusern mittlerweile Kleidungsstücke und Accessoires von Mode-Designern nachhaltig mehrfach getragen.

Vintage & Second-Hand – wieder im Retro-Trend?

Neben ökologisch-nachhaltiger Kleidung geht der aktuelle Vintage-Modetrend auch immer mehr in Richtung Second-Hand-Style. Altkleider werden in Einzelteilen zu neuen Kleidungsstücken geupcycelt, so dass ein komplett neues Design entsteht. Viele Anhänger dieses Mode-Hypes tauschen Klamotten mit ihren Freunden und Geschwistern, oder fragen die Älteren, ob sie ihre alten Lieblingsstücke neu interpretieren dürfen. Auch Studierende versuchen auf diese Weise Geld einzusparen und trotzdem ihrer persönlichen Individualität Ausdruck zu verleihen. In Berlin gibt es nostalgische Second-Hand-Shops und gut aufgestellte Vintage Stores, die einen förmlich dazu einladen, nach gebrauchten stylischen Designer-Klamotten Ausschau zu halten. Die Individualität steht hier im Vordergrund, denn jedes bereits getragene Kleidungsstück hat seine ganz individuelle Geschichte. Die Suche auf Flohmärkten macht neugierig sowie Lust auf mehr Retro-Design und man spart pro Vintage-Style im Vergleich zum Kauf von teurer neuer Markenmode deutlich mehr Geld ein.

Designing Up- & Downcycling-Fashion

Das ökologische Konzept des Up- & Downcycling-Trends hat sich in der Modewelt schon längst etabliert. Die Modeszene beeindruckt auf den Laufstegen mit dem Lifestyle nachhaltiger Outfits. Ökologische Mode wird aus umweltfreundlichen Stoffen, ohne den Einsatz von Chemikalien im Anbau und der Verarbeitung hergestellt. Dabei landen gebrauchte Kleidungsstücke nicht im Müll, sondern es werden neue Produkte aus ihren Stoffen kreiert. Jeanshosen werden mit Verzierungen zu wahren Eyecatchern aufgepeppt. Die Oberfläche des Jeansstoffes wird zur Erlangung hellerer Effekte abgeschliffen. Aus einem alten oder zu eng gewordenen T-Shirt kann ein Einkaufsbeutel gefertigt werden. Dafür müssen nur die beiden Ärmel abgetrennt werden, um aus ihnen zwei Träger für die Tasche anfertigen zu können.

Nachhaltiges Öko-Trendsetting

Ein lang gehegter Traum gelebten Umweltschutzes könnte nun in Form einer realisierten geupcycelten Modekollektion in Erfüllung gehen. Plastik, Kunststoffe und nachhaltig gewonnene Naturmaterialien, wie zertifiziertes Leinen und Baumwollgewebe oder wertvolle Seide bilden die Grundlagen edler Kleidungsstücke, Kopfbedeckungen, Taschen und Schuhe. Hersteller sollten keine gesundheits- und umweltschädlichen Materialien mehr verwenden dürfen. Farben und Formen, Muster und Texturen, Stoffe mit Elan und Energie sprühen in Skizzen vor Phantasie. Der Stoff, aus dem die Träume sind, wird per Laser und in filigraner Handarbeit in Einzelteile geschnitten. Jede Kreation, mit dem gewissen verliehenen Etwas, ist so individuell wie innovativ. Das Ziel besteht darin, ein Unikat anzufertigen, dass niemand sonst auf der Welt besitzt. Der eigenen Phantasie sind im kreativen Schaffungsprozess der Wiederaufwertung und Verschönerung keinerlei Grenzen gesetzt.

Es gibt noch Hoffnung

Die Modeindustrie lebt derzeit größtenteils leider immer noch von der Ausbeutung natürlicher Ressourcen, doch der Modetrend des Up- & Downcyclings lässt uns auf eine bessere Zukunft für uns und unsere Umwelt hoffen. Diese Marktnische ökologisch-nachhaltiger Mode könnte sich bald auf das wirtschaftliche Konsumverhalten produktiv auswirken und ein positives Umdenken in der Gesellschaft in Gang setzen. Denn nur wir sind schließlich in der Lage, die Umweltverschmutzung zu reduzieren und der Verschwendung von Ressourcen vehement entgegenzuwirken. Die daraus resultierenden positiven Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht nur ein Konsum-Update an unser ökonomisches Zeitalter, sondern wegweisend für unsere ökologische Zukunft. Dieser nachhaltige Nebeneffekt hat einen positiven Einfluss auf die Umwelt, indem essentielle Ressourcen wie Wasser und Energie eingespart werden, von denen wir auch zukünftig elementar abhängig sein werden. Schließlich kann jeder ein Stückchen zu einer besseren Welt beitragen. Sei es über das Up- & Downcycling von Vintage- oder Second-Hand-Mode oder über die Wieder- oder Weiterverwendung von Gebrauchsgegenständen. Visionäre und innovative Recyclingrituale sollten im Alltag integriert werden. Die Umsetzung eines ökologischen Wandels könnte die Lebensbedingungen unserer nachfolgenden Generationen und ihre nachhaltige Lebensweise positiv beeinflussen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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